„Menhir“ kommt aus der bretonischen Sprache und setzt sich zusammen aus den Worten „Maen“ (= Stein) und „hir“ (= lang). Andere Worte für vorgeschichtliche, aus der Jungsteinzeit stammende, Monolithen sind Hinkelstein oder Hünenstein. Der größte Monolith Rheinhessens dürfte das bedeutendste und älteste noch sichtbare Denkmal aus der Jungsteinzeit (5600 v. Chr. bis 2200 v. Chr.) sein. Er besteht aus Rhyolith, der wahrscheinlich vom Donnersberg stammt. Rund um den „Langen Stein“ gibt es Siedlungs- und Begräbnisspuren aus der Jungsteinzeitder Eisenzeit und der römischen Zeit, die die bewegte Geschichte des Langen Steines dokumentieren. Stets führte eine Straße an ihm vorbei. Auch heute noch markiert er die Gemarkungsgrenze zwischen Saulheim, Udenheim und Wörrstadt. Sicherlich war der „Lange Stein“ mit einer Höhe von 3,7 Metern in allen Zeiten ein gut sichtbarer Orientierungspunkt. Erste schriftliche Hinweise auf den „Langen Stein“ finden sich in einer Urkunde des Jahres 1274. Es wird von einem Landding, einer mittelalterlichen Gerichtsstätte berichtet, die unweit vom „Langen Stein“ lag. Die neben dem Langen Stein liegende Gemarkung trägt bezeichnenderweise den Namen Galgengewann. Den Menhiren werden verschiedene Funktionen zugeschrieben. So sollen sie als Ahnengrab, Opferstein, Versammlungsort, Gerichtsstein aber auch Grenz- und Wegmarkierung dienen. Der Lange Stein hatte vermutlich zu allen Zeiten hohe religiöse Bedeutung, sowohl für den Fruchtbarkeits- und Ahnenkult der Menschen der Jungsteinzeit, als auch für die Kelten und Römer. Wegen seines geheimnisvollen Charakters gibt es seit Generationen die unterschiedlichsten Sagen und Geschichten rund um den Stein. ■ Wie der Stein an seinen Platz kam … Die Udenheimer (nach einer anderen Version die Wörrstädter) wollten ein Gotteshaus errichten. Sie waren aber nicht in der Lage die schweren Steine selbst herbeizuschleppen. So fragten sie den Teufel, ob er ihnen beim Bau eines Wirtshauses helfen wolle. Als sich herausstellte, was die Udenheimer wirklich beabsichtigten, warf der Teufel voller Wut den „Langen Stein“ vom Donnersberg aus auf die Kirche, die er jedoch knapp verfehlte. So liegt der Stein heute noch an seiner jetzigen Stelle zwischen Saulheim und Wörrstadt. ■ Die magischen Kräfte des Steins – Glück und Unglück … Eine Sage erzählt, dass ein reicher Mann am Standort des Menhirs einen Schatz vergrub. Da der Teufel die Seele des Mannes haben wollte, setzte er den Stein auf den Schatz. Der Mann kam nun nicht mehr an diesen heran und erhängte sich am nächsten Baum. Seither wurde der Schatz von einem Zwerg (nach einer anderen Version von einer Eule) bewacht. Als eines Tages ein Jüngling vorbeikam, bot ihm der Zwerg einen Teil des Schatzes an. Jedoch sollte der Jüngling eine der drei Todsünden Trunkenheit, Ehebruch oder Mord begehen. Er wählte als geringstes Übel die Trunkenheit, beging aber in seinem Rausch auch noch Ehebruch und ermordete schließlich den gehörnten Ehemann, als dieser ihn ertappte. Eine andere Geschichte berichtet von einer armen Frau aus Wörrstadt, die während der Französischen Revolution ihre Ersparnisse auf der Spitze des Steins versteckte. Nach Kriegsende war das ganze Geld noch vorhanden. ■ Eine wahre Begebenheit … In der Hoffnung, dass sich ein Schatz unter dem Langen Stein verberge, wollte 1883 der damalige Besitzer des Grundstücks (Johann Köster) den Stein ausgraben. Nachdem er mehrere Tage gegraben hatte, vermuteten die vielen schaulustigen Bürger, dass der Stein kein auffindbares Ende habe. Jedoch stürzte der Stein wenig später um und erschlug zwei Menschen. Viele Bürger schlugen sich nach diesem Ereignis ein Stück des „magischen Steins“ ab. Daraufhin ließ die Regierung den Stein mit einem Holzgerüst einpacken, kaufte das Grundstück, ließ den Stein wieder aufrichten und stellte ihn unter Denkmalschutz (1886).